Stickvliese und die Frage, wann benutze ich welches Vlies
Wann benutze ich welches Stickvlies
Heute wollen wir euch einmal einen kleinen Einblick in die Welt der verschiedenen Stickvliese geben und euch erklären, wann ihr am besten welches Vlies nehmt. Gerade als Anfänger steht man davor und versteht die Welt vor lauter unbekannten Fachbegriffen nicht, uns ging es da zu Beginn unserer Stickzeit auch nicht anders.
Wichtigste Frage, brauche ich überhaupt jedesmal ein Stickvlies?
Diese Frage ist ganz klar mit JA zu beantworten, ihr braucht IMMER ein Stickvlies, egal was ihr stickt, denn ein Vlies stabilisiert das Stickgut und sorgt für ein schönes Stickergebnis. Und da möchten wir euch auch direkt zu Beginn einen wichtigen Punkt ans Herz legen- bitte nutzt auch Stickvlies und nicht wie man es schon in diversen Gruppen gelesen hat Küchenrollen oder gar Unkrautvlies aus dem Baummarkt, weil das ja viel billiger sei. Stickmaschinen sind hochwertige und empfindliche Maschinen, die nicht gerade billig in der Anschaffung sind, da sollte man auch beim Zubehör nicht sparen. Küchenrolle und Unkrautvliese sind nicht für das Maschinensticken geeignet und werden eure Maschinen über kurz oder lang definitiv schaden. Also bitte immer richtiges Stickvlies benutzen.
Welche Vliesarten gibt es?
Es gibt Ausreißvliese, Schneidvlies, Soluvlies (auswaschbar), Avalon (Stickfolie), wird nicht eingespannt, sondern nur bei bestimmten Stoffarten aufgelegt, ebenfalls auswaschbar, Bügelvliese, Klebevliese und auch Sprühzeitkleber zum fixieren des Stoffes bei eingespannten Vlies. Wir z.b. nutzen eigentlich 4 Vliese regelmäßig- das sind Ausreißvlies, Schneidvlies, Soluvlies und Avalon (Stickfolie). In seltenen Fällen nutzen wir auch einmal das Klebevlies, aber das ist eher die Ausnahme. Mit diesen Vliesen kommen wir sehr gut aus und wir sticken ja wirklich sehr viel verschiedene Projekte, von Vollstick über Applikationen bis hin zu ITH (in the Hoop = das Projekt wird komplett im Rahmen in der Stickmaschine gefertigt).
Worauf man beim Kauf achten sollte
Es gibt ja viele Angebote auf dem Markt, auch viele, die verlockend klingen weil z.b. der Preis so schön niedrig ist. Es gibt schon starke Qualitätsunterschiede, gerade beim Ausreißvlies kann man das deutlich merken. Ein gutes Vlies ist von guter, gleichmäßiger Beschaffenheit. Haltet ihr es gegen das Licht, sollten keine Lücken oder helle Stellen erkennbar sein. Und gerade diese hellen Stellen finden sich leider sehr oft bei günstigeren Vliesen, siehe Foto. Links das qualitativ schlechte Vlies, rechts ein gutes.
Dann gibt es die Vliese in verschiedenen Längen und Breiten. Es gibt Rollen mit 90cm Breite, oder aber auch nur mit 38cm oder 22cm, die Längen sind bei Bestellung meist wählbar. Es gibt auch direkt fertig zugeschnittene Vliesstücke. Für Anfänger gibt es auch sogenannte Startersets, hier findet ihr meist die oben genannten Vliese alle einmal in kleinerer Größe vor, meist ist auch noch eine kurze Beschreibung dabei, wo welches Vlies zum Einsatz kommt. So kann man einmal die einzelnen Vliese und deren Beschaffenheit tasten, fühlen und kennen lernen. Auch wir hatten uns zu Beginn ein solches Set gekauft und somit konnten wir uns mit den einzelnen Vliesarten und deren Strukturen erst einmal etwas vertraut machen.
Ausreißvlies
Es hat meist eine Stärke von 50g und wird vorwiegend für alle festeren, nicht dehnbaren Stoffe wie Webware oder Kunstleder genutzt. Auch für die meisten ITH Dateien wird Ausreißvlies genutzt, meist steht aber auch in den Anleitungen für ITH Dateien dabei, welches Vlies empfohlen wird. Es gibt auch Ausreißvlies mit einer Stärke von 80g, das nutzen wir z.B. wenn die gestickte Datei mehr Satinstiche aufweist. Nachdem die Stickerei fertig ist, wird das Ausreißvlies einfach vorsichtig abgerissen.
- Filzuntersetzer mit Ausreißvlies
- Ausreißvlies 50g
- ITH Datei mit Ausreißvlies
- Leinen mit Ausreißvlies
- Filzuntersetzer mit Ausreißvlies
- Ausreißvlies 50g
Schneidvlies
Auch hier gibt es verschiedene Stärken, 40g, 65g und 80g, wir nutzen immer das 80g Vlies. Es kommt immer dann zum Einsatz, wenn es sich um eine besonders dichte Stickerei handelt, teilweise auch mehrere Farblagen übereinander und ein Verziehen des Stoffes oder ein Versatz beim Stickvorgang verhindert werden muss. Das Schneidvlies muss anschließend vorsichtig mit der Schere rundum abgeschnitten werden.
Soluvlies
Dieses Vlies hat eine textilähnliche Strukur, ist auswaschbar und wird unter anderem zum Besticken von Handtüchern genutzt, oder auch für diverse Kleidungsstücke, wie z. b. Fleecejacken, oder auch um Quiltblöcke für Tischläufer zu sticken. Dafür muss es, wie alle anderen Vliese auch, trommelfest in den Rahmen eingespannt werden. Das Vlies wäscht sich beim waschen in der Waschmaschine dann rückstandslos raus.
Soluvlies wird auch für die sogenannten FSL, oder auch Lace Dateien genannt, benutzt. Lace sind eigens dafür erstellte Stickdateien und wird nur auf dem Soluvlies gestickt und nicht auf Stoff. Nachdem man das Vlies ausgewaschen hat, hier wird das Stickgut für 5-10 Minuten in lauwarmes Wasser gelegt, erhält man anschließend eine freistehende Stickerei, siehe Foto.
Avalon (Stickfolie)
Diese wasserlösliche Stickfolie benutzt man um ein sauberes Stickbild bei hochfloorigen Stoffen wie Frottee, Vlies oder Nicki zu erreichen. Es wird einfach auf den Stoff aufgelegt, nicht im Rahmen eingespannt, am besten etwas großzügiger, bei Bedarf noch mit etwas Klebeband befestigen. Dann wird das Motiv gestickt, danach lässt es sich leicht durch abreißen entfernen, noch vorhandene Reste lassen sich durch waschen entfernen. Avalon verhindert, dass die Stickerei zu sehr in den genannten Stoffen versinkt und auch, das sich der Stickfuß nicht in den hochfloorigen Stoffen verfangen kann. Avalon ist also ein Muss wenn man z.b. Handtücher besticken möchte. Auch bei hochfloorigen Applikationen kommt Avalon zum Einsatz, wenn man z.b. Teddyfell nutzt oder lange Bärte aus Langhaarfell appliziert.
Klebevlies
Wir nutzen es nur selten, meist dann, wenn wir etwas nicht in den Rahmen einspannen. Das kann z.b. Jersey sein, aber auch kleine Objekte wie Filzlabel um diese sicher fixieren zu können. Wichtig ist bei Klebevlies auch die richtige Nadel zu verwenden, es sollte eine mit spezieller Beschichtung sein, damit die Nadel nicht durch den Klebstoff verklebt. Geeignet sind hier Antiglue Nadeln.
Das Klebevlies spannt man komplett mit Schutzfolie ein und entfernt erst dann die Folie indem man vorsichtig mit einer Nadel in die Schutzfolie sticht, diese dabei anhebt, ohne das darunter liegende Vlies zu beschädigen und diese dann abzieht. Der Rahmen bleibt immer auf der Schutzfolie.
Alternativ zum Klebevlies gibt es auch noch die Möglichkeit unterstützend einen Sprühzeitkleber einzusetzen, dieser wird je nach Bedarf auf das eingespannte Vlies aufgesprüht, diesen aber dann bitte weit genug von der Maschine entfernt einsetzen, damit der Sprühnebel keinen Schaden an der Maschine einrichten kann.
Zwei Geheimtipps
Zwei kleine Geheimtipps haben wir noch für euch – wenn ihr gerne Patches herstellt, dann gibt es das sogenannte SumaSoft. Es ist in verschiedenen Farben verfügbar, zwar nicht ganz billig, aber es ist für uns einfach das ideale Material um tolle Patches erstellen zu können. Es wird einfach in den Rahmen eingespannt, hier wird kein weiteres zusätzliches Vlies benötigt. Hinterher wird der Patch einfach vorsichtig ausgeschnitten.
Wenn ihr euch Bekleidung bestickt wie z.b. ein T-Shirt und das gestickte direkt mit der Haut in Berührung kommt, könnt ihr hierfür super ein Schutzvlies, das sogenannte Stickprotect verwenden, das wird einfach auf die Rückseite der Stickerei aufgebügelt und verhindert so das lästige Kratzen auf der Haut.
Alle hier gezeigten Stickdateien stammen aus dem Shop von Smart D´sign
Das war unser kleiner Einblick in die Welt der Vliese, die Tipps resultieren alle aus unseren eigenen Erfahrungen, die wir bis Dato mit unserer Stickerei gemacht haben, diese möchten wir euch gerne weitergeben und wir hoffen, euch die Welt der Vliese nun ein wenig näher gebracht zu haben und wünschen euch weiterhin viel Spaß mit euren anstehenden Projekten.